01.10.2022: 50 Jahre Leichtathletik beim 1. FC Passau und LAC Passau
Jubiläumsfeier beim Vogl auf der Ries
Spitzenleichtathletik in fünf Jahrzehnten und Freundschaften, die bestehen bleiben - die Leichtathleten feierten ihr Jubiläum, coronabedingt mit zweijähriger Verspätung. Über 100 Mitglieder, darunter acht Gründungsmitglieder, sowie Bürgermeister Andreas Rother, DLV- und BLV-Vizepräsident Jochen Schweitzer, BLV-Vizepräsident und MdL Gerhard Waschler und BLV-Ehrenpräsident Karl Rauh genossen einen launigen Rückblick über fünf Dekaden von Gründungsmitglied und BLV-Statistiker Horst Rankl. Corona dezimierte auch diese Jubiläumsfeier. BLV-Präsident Gerhard Neubauer musste absagen. Vom geplanten Festvortrags-Duo mit Horst Rankl und Ralf Knettel-Adler blieb Horst Rankl übrig.
Hans Reiser – der Macher
Die Geschichte der letzten 50 Jahre ist untrennbar mit dem Namen von Hans Reiser verbunden. Er rief 1970 die Leichtathletik-Abteilung beim 1. FC Passau ins Leben, war ihr Macher, baute sie auf und entwickelte sie mit riesigem Engagement ständig weiter, leitete sie 17 Jahre und zwölf Jahre stellvertretend. In Personalunion fungierte er als Trainer, organisierte Wettkämpfe, erledigte die Pressearbeit, holte weiter entfernt wohnende Athleten von zu Hause ab und fuhr sie wieder nach Hause.
Die erste Dekade - „Dekade der Langstreckler“
Ralf Knettel-Adler und Horst Rankl hatten die Bilanz der 50 Jahre aufbereitet. Horst Rankl musste notgedrungen alleine die Erfolge, gesellschaftlichen Aktivitäten und Trainingslager in den fünf Dekaden der Vereinsgeschichte präsentieren. Für jede Dekade traten zudem „Zeitzeugen“ auf, die mit persönlichen Worten und Eindrücken ihre Dekade Revue passieren ließen. In der ersten Dekade, der „Dekade der Langstreckler“, wuchs die Leichtathletik-Abteilung schnell auf über 300 Mitglieder an. Später war sie in manchen Jahren die größte Abteilung. Gleich im ersten Jahr war der 1. FC Passau der beste Leichtathletik-Verein Niederbayern, wiederholte dies in den weiteren 49 Jahren unzählige Male. Herausragender Athlet war Günter Zahn, der beim 1. FC Passau vom Talent zum deutschen Spitzenläufer reifte und als deutscher Jugendmeister über 1.500 Meter 1972 im Münchner Olympiastadion das olympische Feuer entzündete. „Zeitzeuge“ Norbert Palsa blickte unter dem Motto „Freundschaft, die bestehen bleibt“ auf Staffel- und Mannschaftserfolge, Bergwanderungen, die wechselseitigen Besuche Passauer und israelischer Leichtathleten und den ersten Dreiflüsselauf zurück.
Die zweite Dekade - „Dekade des Ausruhens und der Bescheidenheit“
Die Dekade des „Ausruhens und der Bescheidenheit“ von 1980 bis 1989 war nicht von großen Erfolgen geprägt, desto mehr von anderen Aktivitäten. Der 1. FC Passau holte 1980 die bayerischen Jugendmehrkampf-Meisterschaften und 1985 die bayerischen Marathon-Meisterschaften nach Passau, ein erster provisorischer Kraftraum wurde eingerichtet, ein Trainingsurlaub auf der Tauplitzalm fand statt. Erfolgreichster Senioren-Athlet war Peter Scholz, der über drei Jahrzehnte hinweg als Welt- und Europameister dem Seniorensport seinen Stempel aufdrückte. Als „Zeitzeuge“ trat der Top-Athlet dieser Dekade, Weitsprung-As Helmut Reinelt, auf. In den Mittelpunkt stellte er die Erfolge und Erlebnisse mit der 4x100 Meter-Staffel, die nach über 40 Jahren immer noch den niederbayerischen Jugendrekord hält, und seinen Trainer Roland Fleischmann, der unzählige Sprinter- und Springergenerationen in Niederbayern betreute. Ihn „versenkten“ seine Athleten nach einem heißen Trainingstag schon mal im Hindernisgraben.
Die dritte Dekade - „Dekade der alten Männer und Frauen“
1990 bis 1999, in der Dekade der „Alten Männer und Frauen“, kam der Nachwuchs nur langsam in Schwung. Bei den Senioren glänzten Christl Leidl, Lothar Kaseder und natürlich Peter Scholz. Die Kegelbahn des Clubhauses wurde in Eigenregie in einen Kraftraum umfunktioniert, eine Sauna gebaut. Leider musste das Clubhaus an die Stadt Passau verkauft werden. 1997 richtete der Bayerische Leichtathletik-Verband einen bis heute blühenden Landesstützpunkt unter der Leitung von Roland Fleischmann in Passau ein. Mit Elke Eisenreich begrüßte die Leichtathletik-Abteilung das 500. Mitglied, seit 2018 Mitglied des Vorstandsteams. Daniel Steinleitner ragte als deutscher Jugendmeister im Hochsprung heraus. „Zeitzeuge“ Alois Schwarzmeier, der dritten und vierten Dekade zugehörig, sinnierte über die motivatorische Kniffe seines Trainer Roland Fleischmann und reflektierte kabarettreif darüber, wie ihn der Sport und das gesellschaftliche Miteinander als Mensch geprägt haben.
Die vierte Dekade – „Dekade des Mädchen-Wunders“
Die vierte Dekade von 2000 bis 2009 - das „Mädchen-Wunder“. Der weiblichen Jugend ist großteils eine sportlich äußerst erfolgreichste Periode zu verdanken. Keimzelle des Erfolgs waren die Leidl-Sisters. Sie motivierten viele ihre Schulfreundinnen für die Leichtathletik. Gleich zwei Vierkampf-Mannschaften mit zehn Athletinnen standen für den 1. FC Passau 2005 auf dem „Stockerl“ bei den Bayerischen Meisterschaften. 2006 gewannen Nicola Leidl, Sarah Leidl und Tamara Leidl jeweils mit dem Speer den Bayern-Titel in ihrer Altersklasse – ein einmaliger Familienerfolg in der bayerischen Leichtathletik. Der erste Internetauftritt ging live, ein Förderverein (FLAP) wurde gegründet, Fun in Athletics startete. Die permanente finanzielle Schieflage der Fußballabteilung ließ die Leichtathleten über eine zumindest finanzielle Eigenständigkeit spekulieren. In der dritten und vierten Dekade war der 1. FC Passau einer der erfolgreichsten Vereine in der Geschichte des Bayerncups und der DAMM. Herausragende Athleten waren Alois Schwarzmeier, Hürdensprinterin Jenny Reinelt und Speerwerferin Nicola Leidl – allesamt deutsche Jugendmeister. Bei den Senioren dominierten Peter Scholz, Josef Schöffmann und Lothar Kaseder. Zeitzeuginnen Sarah Leidl und Nicola Leidl schilderten Erlebnisse mit ihren Trainern Tobias Brilka und Roland Fleischmann und die Fahrt zum ISTAF nach Berlin, verbunden mit einer turbulenten Zugfahrt und schwierigen Nahrungsbeschaffung, die erst mit Hilfe der Polizei bewältigt werden konnte.
Die fünfte Dekade – „Dekade der Konsolidierung der Leistungen auf hohem Niveau und Aufbruch in die Zukunft“
Konsolidierung der Leistungen auf hohem Niveau und Aufbruch in die Zukunft betitelte Horst Rankl die fünf Dekade. Eine der größten Herausforderungen für die Abteilung wurde gemeistert, 2011 die Vorbereitung und Abwicklung der Bayerischen Meisterschaften der Männer, Frauen und Jugend. Eine Spitzenorganisation mit einem Heer an engagierten Helfern garantierte unter anderem Siegerehrungen zehn Minuten nach Ende der jeweiligen Wettkämpfe. Nach Trainingslagern in Italien und Kärnten fand 2011 das erste Trainingslager im Bundessport- und Freizeitzentrum im steirischen Schielleiten statt. Die sportlichen Spitzenleistungen sind auf fast alle Altersgruppen und Disziplinen verteilt. Der 1. FC Passau tauchte regelmäßig im Ranking des BLV der besten Vereine auf. Die Stadt Passau baute eine neue Dreifachhalle mit einem Leichtathletikmodul. Die Festrede bei der Einweihung 2018 hielt Paul Feuerer. Moritz Steininger und Paul Feuerer waren die überragenden Läufer, beide starteten bei der Crosslauf-EM, Paul Feuerer gewann zwei deutsche Jugendmeisterschaften. Erstmals konnten Medaillenerfolge bei deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen gefeiert werden. Sarah Leidl gewann 2017 in Erfurt Bronze mit dem Speer, einen Tag darauf Maximilian Entholzner Silber im Weitsprung. Ein Jahr später sprang das Mitglied des Nationalkaders zu seinem ersten deutschen Meistertitel. Sarah Leidl und Maximilian Entholzner waren die erfolgreichsten Athleten der fünften Dekade, erfolgreichster Senior Helmut Maryniak, der erstmals einen Einzeltitel bei einer Senioren-EM holte. Zeitzeuge Paul „Jose“ Feuerer schilderte seine Anfänge als „Talent“ bei Fun in Athletics und die prägenden persönlichen und gesellschaftlichen Erlebnisse bei den Trainingslagern in Schielleiten. In den letzten Jahren der fünften Dekade nahm die Abspaltung der Leichtathletik-Abteilung vom 1. FC Passau Gestalt an. Im Juli 2019 wurde sie notariell besiegelt, im August der neugegründete LAC Passau in das Vereinsregister beim Amtsgericht Passau eingetragen. Der Zusammenschluss des LAC Passau mit dem TuS Pfarrkirchen zu einer Startgemeinschaft wurde vorbereitet.
Ehrung für 50 Jahre herausragendes ehrenamtliches Engagement
Vorstandsmitglied Sarah Just ehrte Christl und Albert Leidl, Horst Leidl und Roland Fleischmann für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement über fünfzig Jahre hinweg beim 1. FC Passau und LAC Passau. Die sportliche Bilanz ist mehr als beeindruckend. In fünfzig Jahren gewannen die Athletinnen und Athleten 127 Medaillen bei deutschen und 1.516 Medaillen bei bayerischen Meisterschaften sowie 1.488 Titel bei niederbayerischen Meisterschaften.