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29.04.2020: Das Training der Läufer in der Corona-Krise

Die Einsamkeit des Trainings

„The Loneliness of the Long Distance Runner“

„The Loneliness of the Long Distance Runner“ ist ein britisches Filmdrama, das auf der gleichnamigen Erzählung von Alan Silitoe beruht. Nach einem Einbruch landet der 18-jährige Colin Smith in einer Haftanstalt für jugendliche Straftäter. Zu einem Rehabilitationsprogramm gehört auch die Leichtathletik. Der Anstaltsdirektor weist den talentierten Läufer Smith an, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Im Falle eines Sieges würde er vorzeitig entlassen. Täglich spult Smith stets einsam und allein sein Training ab.

Mittel- und Langstreckenläufer sind es gewohnt, viele Trainingseinheiten alleine zu absolvieren. Seit Mitte März dürften sich aber viele in Colin Smith wiederfinden - auch ohne Einbruchsdiebstahl. Die Corona-Krise verdammt die LAC-Athleten dazu, ihre Trainingsprogramme alleine durchzuziehen, nur mit der Hoffnung versehen, irgendwann sich im Spätsommer oder Herbst bei Meisterschaften und anderen Wettkämpfen beweisen zu können.

Läuferinnen und Läufer haben es gut

Der Corona-Virus hat weltweit alle Leichtathletik-Veranstaltungen gestoppt. Zugleich sieht man auf den Straßen, in den Wäldern, an den Flüssen entlang so viele Läuferinnen und Läufer wie vielleicht nie zuvor. Wie gehen rund 20 LAC-Läufer, 13 bis 22 Jahre alt, mit der Einsamkeit des Trainings um - je nach Alter vier bis achtmal in der Woche ? Sportplätze, Stadien und Krafträume sind gesperrt, das gemeinsame Trainings ist verboten (erst seit kurzem zu zweit erlaubt). Die LAC-Läufer fühlen sich in dieser schwierigen Situation im Vergleich zu vielen anderen Leistungssportlern privilegiert. Ihr Training spielt sich zum großen Teil in der freien Natur ab, und mit ein bisschen Kreativität lassen sich auch das Schnelligkeits-, Athletik- und Koordinationstraining irgendwo draußen oder im privaten Zuhause absolvieren.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Leichtathletische Bewegungsmuster lassen sich weiter schulen, bis eine Rückkehr in das Dreiflüssestadion möglich ist. Jeder ruft seinen individuellen Trainingsplan in einer Dropbox ab. Gleiches gilt für Sprint-, Sprungkraft und Athletikprogramme. Ein Stück weit motiviert das Wissen, dass die vertrauten und vermissten Lauffreunde das gleiche Schicksal teilen und ambitioniert und diszipliniert ihr Trainingsprogramm absolvieren.

Geschwisterglück

Ganz ohne Trainingspartner waren und sind nicht alle. Welch ein Glück, wenn Geschwister in solchen Zeiten das gleiche Hobby haben. Da erträgt sich „Die Einsamkeit eines Langstreckenläufers“ für Lorenz, Felix und Jonathan Adler, für Paul und Maximilian Feuerer und für Luis, Elina und Valentin Dressel gleich um einiges leichter.

Prinzip Hoffnung

Aller Optimismus und alle Schönheiten des Trainings im Freien können ein zentrales Element des Laufens nicht ersetzen: Das gemeinsame Lauferlebnis in der Trainingsgruppe. Das sonnige Frühlingswetter hilft zumindest, den inneren Schweinhund bei harten Trainingseinheiten wie Tempodauerläufen, Fahrtspielen und Berganläufen besser zu überwinden. Denn ganz haben die LAC-Athleten ihre Ziele für den Sommer 2020 noch nicht aus den Augen verloren. Im September sollen die Bayerischen Meisterschaften nachgeholt werden. Auch die Deutschen Meisterschaften der Altersklassen U16 bis Aktive wurden bisher nicht abgesagt, sondern ohne Festlegung neuer Termine nur verschoben.