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3./4.08.2019: Deutsche Meisterschaften in Berlin

Maximilian Entholzner fliegt aus Formtief zu Bronze

Weitspringer bricht als Fünfter über 200 Meter in Sprinter-Phalanx ein

In den letzten Wochen vor den Deutschen Meisterschaften zweifelte Maximilian Entholzner heftig daran, ob er im Weitsprung starten sollte. Bis auf einen Sprung auf 7,84 Meter Anfang Mai in der Türkei war ihm in dieser Saison fast keine brauchbaren Sprünge gelungen. Von Wettkampf zu Wettkampf war er weiter in ein Formtief gerutscht. Beim letzten Wettbewerb drei Wochen vor Berlin kämpfte er mit der Sieben-Meter-Marke. Die Norm für die WM in Doha von 8,17 Metern war in unerreichbare Ferne gerückt. Völlig demotiviert überlegte er, die Weitsprungsaison zu beenden und nur über 200 Meter an den Start zu gehen. Ein Versuch, auf der halben Stadionrunde den Frust etwas abzubauen.

Heinle – Howard – Entholzner: Wie 2018 die Protagonisten des Weitsprungs

Nachdem nichts mehr zu verlieren war, wagte Entholzner kurz entschlossen den Doppelstart in Berlin, Samstag Weitsprung, Sonntag 200 Meter. Und der Vizemeister von 2017 und 2018 zeigte wieder einmal Nervenstärke, wenn es darauf ankommt, und seine ganze Klasse in wichtigen Wettkämpfen. Im vierten Versuch flog er auf 7,66 Meter, holte sich die Bronzemedaille hinter Europameister Fabian Heinle (VfB Stuttgart) und Julian Howard (LG Region Karlsruhe). Heinle lag bis zum letzten Versuch nur auf Rang drei, katapultierte sich dann mit einem Satz auf 8,05 Meter zum Deutschen Meistertitel. Bis dahin lag Howard mit 7,88 Metern in Führung.

In das Finale gezittert

Entholzner musste um den Einzug in das Finale der besten acht zittern. Sein erster Versuch mit etwa 7,85 Metern war äußerst knapp übertreten, der zweite nicht über sieben Meter. Dann landete Entholzner im dritten Versuch doch noch bei 7,54 Metern in der Grube – drei weitere Sprünge waren gesichert. Im nächsten Versuch packte er mit 7,66 Metern seinen besten Sprung des Tages aus. Zum dritten Mal hintereinander sprang er auf das Podest bei Deutschen Meisterschaften. „Angesichts des Saisonverlaufs bin ich mega glücklich und zufrieden mit der Bronzemedaille“, freute er sich über den Gewinn des Edelmetalls, „auch wenn die Weite nicht so gut ist. Doch letztendlich kommt es Deutschen Meisterschaften auf die Medaillen an.“ Der Jahresbeste Stephan Hartmann (LG Nord Berlin) mit 7,97 Metern musste sich mit Rang sieben begnügen.

Die ungeliebte Bahn acht führt zum Erfolg

Entholzner setzte seiner Bronzemedaille am nächsten Tag noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Den Einzug in das Finale über 200 Meter visierte er als Fernziel an, aber nicht einen fünften Platz. Im Halbfinale wie im Finale musste er mit der ungünstigen Bahn acht vorlieb nehmen. Er hatte jeweils keinen Athleten vor sich, an dem er sich orientieren konnte. Als Letzter kam er aus der Kurve. Auf der Zielgeraden machte er Meter um Meter gut, überquerte die Ziellinie als Vierter. Vor ihm lagen im ersten Halbfinale nur die späteren Gold- und Silbermedaillengewinner Steven Müller (Friedberg-Fauerbach) und Patrick Domogala (MTG Mannheim) sowie der vielfache Deutsche Meister Julian Reus (LAC Erfurt). Dieser verzichtete auf den Endlauf.

Zwei Top-Zeiten über 200 Meter

Entholzner schrammte in 20,08 Sekunden nur um zwei Hundertstel an seinem erst vor kurzem bei der „Bayerischen“ aufgestellten Niederbayerischen Rekord vorbei. Nach dem Verzicht von Reus zog er in das Finale sogar mit der viertbesten Zeit ein. Dieses war dann fast eine Kopie des Halbfinales. Wieder als Letzter aus der Kurve, wieder ein enorm starkes Finish, das Entholzner den nicht erwarteten fünften Platz in wiederum starken 21,11 Sekunden bescherte. Müller gewann in 20,63 Sekunden vor Domogla (20,77 sec), Elias Goer (Sprintteam Wetzlar; 20,88 sec) und Felix Straub (SC DHfK Leipzig; 21,05 sec). Das nach der DM angepeilte Saisonende will sich Entholzner nochmal überlegen. Der DLV plant, seinen Top-Weitspringern, von denen bisher keiner die WM-Norm hat, Mitte August einen zusätzlichen Wettkampf in Weinheim anzubieten.

Julia Hofer in 24,54 Sekunden

Ebenfalls für die DM hatte sich Niederbayerns beste Sprinterin Julia Hofer qualifiziert. Im zweiten von drei Halbfinals lief sie 24,54 Sekunden. Trotz der – überraschenderweise – schnellsten Reaktionszeit aller Sprinterinnen in ihrem Lauf kam sie als Fünfte nicht ganz in die Nähe ihrer Bestzeit. 24,24 Sekunden war sie als Bayerische Vizemeisterin vor drei Wochen gelaufen. Zu wenig Tempo machte sie ab 60 Meter bis nach dem Kurvenausgang. Auf der Zieleraden gelang es ihr, wieder etwas Boden gut zu machen. Für den Einzug in das Finale wären 24,08 Sekunden nötig gewesen.